Michael Gius: Junge Menschen brauchen einen geschützten Rahmen, in dem sie ihre eigene Persönlichkeit und die anderer Menschen kennenlernen können. Kinderschutz bedeutet für mich Schutz vor unangemessener Behandlung, Übergriffen und Ausbeutung.
Da mir sportliche Betätigung sehr am Herzen liegt, wollte ich mich bei den Naturfreunden ehrenamtlich einbringen. Als ich auf der Homepage der Naturfreundejugend über das Thema Kinderschutz gestolpert bin, habe ich sofort gedacht: „Das ist es!“ Meine Motivation, Menschen Natur und Sport näherzubringen, ist im Kinder- und Jugendschutz-Team mit meinem dritten wichtigen Berufsinhalt, der Sexualpädagogik, vereint.
Intern hatten wir Fortbildungen zu den Themen Sexualpädagogik und Krisenintervention. Bei unserem letzten Treffen, das mit dem 1. KiJu-Forum zusammengefallen ist, konnten wir Kinder- und JugendleiterInnen aus ganz Österreich in einem Workshop unsere Inhalte und Ziele präsentieren.
Ganz klar an dem Punkt, an dem sich eine beteiligte Person nicht mehr wohlfühlt. Es gilt, insbesondere Kinder diese Grenze entdecken zu lassen und sie auch zu respektieren. Kinder sind im Alltag häufig Grenzüberschreitungen ausgesetzt und lernen diese gegen ihren Willen zu akzeptieren. Für junge Menschen ist daher das „Self-Empowerment“ sehr wichtig, damit sie ihre eigenen Wünsche kennenlernen und kommunizieren können. Aus der Erwachsenenperspektive ist die Grenze zum Missbrauch zu ziehen, sobald sich jemand durch Kinder sexuell erregt fühlt und diesen Kontakt sucht.
Einerseits stehen wir bei Anliegen rund um Sexualpädagogik und Diskriminierung zur Seite. Andererseits fungieren wir bei Verdacht auf jede Form von Gewalt gegen Kinder als Erstkontakt innerhalb der Naturfreunde. Wir wissen, an welche Stellen wir uns wenden können, und achten darauf, dass der Schutz betroffener Kinder oberste Priorität behält. Sollte sich ein Verdacht bestätigen, sorgen wir auch für die nötige Dokumentation. Wurde hingegen eine Person fälschlicherweise verdächtigt, hinterlässt das trotzdem Spuren. Eine gemeinsame Aufarbeitung, die wir betreuen können, ist in jedem Fall wichtig.
In erster Linie um Präventionsarbeit, etwa mittels Reflexionsübungen zu Nähe und Distanz, Geschlechterrollen und Self-Empowerment. Zusätzlich gibt es theoretischen Input zur Sexualität von Kindern und Jugendlichen, um mögliche Anzeichen auf Missbrauch rechtzeitig wahrzunehmen.
Spielerische Übungen aus der Sexual- und Outdoorpädagogik können junge Menschen darin unterstützen, eigene Grenzen kennenzulernen, zu reflektieren und zu kommunizieren. Das Wichtigste ist aber der alltägliche respektvolle Umgang zwischen Betreuungspersonen und Kindern. Erst wenn sich ein Kind sicher fühlt, hat es das Selbstbewusstsein, auf Grenzüberschreitungen zu reagieren.